Der religiöse Taoist ("der Berufene") sollte als Basis und Wegweiser den philosophischen Taoismus annehmen. Darüber hinaus strebt der religiöse Taoist danach, Erleuchtung zu erlangen und dadurch das Tao zu verwirklichen. Dazu stehen den Taoisten verschiedene Methoden zur Verfügung, wie Meditation (Qigong, Stilles Qi Gong, Taijiquan) nach dem Wu wei Prinzip, Konzentration/Achtsamkeit, Visualisation, Imagination, Atemtechniken und verschiedene Rituale für Geist und Körper, um auf diese Weise mit dem Universum eins zu werden und dem ihm immanenten Tao. Die taoistischen Weisen sagen: Ein Berufener erreicht die Harmonie mit dem Tao weniger durch den Verstand (das EGO-Bewusstsein) und bewusstes Handeln, sondern vielmehr auf mystisch-intuitive Weise, indem er sich dem Lauf der Dinge anpasst und auf seine entwickelte Intuition achtet. Sie praktizieren daher Wu wei, was man mit „Nicht-Eingreifen“, oder „Nicht-Erzwingen“ gleichsetzen kann. Denn viele Dinge und ihr Verlauf werden als sich selbst ordnend und sich selbst in ihrer Natur entfaltend angesehen. Der Taoist kämpft nicht gegen den Strom der Dinge an, er lebt mit dem Strom der Dinge. Er akzeptiert das was ist (also die Realität, die Wirklichkeit) und wartet auf den richtigen Augenblick um zu handeln. Ein Taoist kämpft also nicht gegen Windmühlen oder Ereignisse, die im Augenblick nicht zu ändern sind. Es erscheint dem Weisen als absolut sinnlos, seine Energie in einem stetigen Willensakt der Handlung zu verschwenden. Vielmehr sollte das Tun immer angemessen sein. Durch das angestrebte, reine und nicht selbstbezogene Bewusstsein (höheres Bewusstsein) wird durch Wu wei ein Handeln möglich, das nicht durch die eigenen Wünsche und Begierden verblendet wird. Der taoistische Mensch soll einfach „geschehen lassen“ und die Energie des Stroms der Geschehnisse ausnützen. Es wird als klug angesehen, sich möglichst wenig in das Wirken des Tao einzumischen oder sich ihm gar entgegenzustemmen. Besser als durch große Kraftanstrengungen werden Ziele verwirklicht, wenn dafür die natürlichen, selbstablaufenden Vorgänge genutzt werden, die durch das Tao bestimmt sind. Das Tao Tê King liefert die Weltanschauung, die das Ideal der Taoisten ist: Gleichmut (Gleichmut ist Stabilität), Natürlichkeit, Optimierung der Wertvorstellungen, Spontaneität, Nicht-Eingreifen und Agieren aus der Intuition heraus. Nach taoistischer Auffassung führt nur die Übereinstimmung mit dem Tao zu dauerhaftem und wahrem Glück und Erfolg.